Lebensdaten
1834
Ernestine Voß stirbt im Alter von 78 Jahren.
„Otterndorf in Hadeln war mir seit dem Herbst 1778 geliebte Heimat. Die freien Hadeler hatten mich mit allen 63 Stimmen gewählt, und, da die Amtswohnung meiner Gesundheit nicht zuträglich schien, mir ein anderes, auf der Höhe der Stadt erkauftes Haus am Flusse, mit einem ins Feld schauenden Gärtchen, nach meiner Bequemlichkeit eingerichtet. Dort und in Hamburg war mir klar, was Gemeinwesen sei; ich fühlte den Sinn, unsern Marsch, unser Recht, unser Deich, unsere Brücke; und im Vorbeifahren einmal hört’ ich mit Lust unser Rector.“
Aus der Bestätigung der Stolbergischen Umtriebe. In: Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hg. von Abraham Voß. Bd. 2. Halberstadt 1830, S. 71f.
Die wichtigsten Übersetzungen von Johann Heinrich Voß
Ausschnitt aus: Ernestine Voß, Ölporträt von Caroline Bardua (1827)
Ernestine Voß
Marie Christine Ernestine Boie wird am 31. Januar 1756 in Meldorf geboren. Sie ist die Tochter des Meldorfer Predigers und späteren Flensburger Probstes Johann Friedrich Boie. Mit seiner Frau Katharina, geb. Haberkorn, hat er zwölf Kinder. Ernestine ist die jüngste Schwester von Heinrich Christian Boie, der spätere Gründer des Göttinger Musenalmanachs. Die Hochzeit Ernestines mit Johann Heinrich Voß findet am 15. Juli 1777 statt. Aus der Ehe gehen fünf Söhne hervor: Friedrich Leopold (1778-1782), Heinrich (1779-1822) wird Professor in Heidelberg, Wilhelm (1781-1840), wird Arzt in Eutin, Hans (1783-1849) wird Architekt in Freiburg i. Br. und Abraham (1785-1847), wird als Altphilologe und Pädagoge bekannt.
„Zu unsrer Hausökonomie gehörte unter andern, daß Abends nur ein Licht angezündet ward. Da Voß immer stehend am Pult arbeitete, und dazwischen auf und abging, entweder schweigend oder mittheilend, was in ihm lebte, ich aber für die zierlichen Stiche mit der Nadel der Helle nicht wohl entbehren konnte; so ersannen wir die Aushülfe, neben das Pult unsern Eßtisch und auf diesen für mich einen kleinen Strohsessel aus der Küche zu stellen. Voß fühlte so ganz das Glück, in ungestörter Ruhe fortzuarbeiten, wohin ihn seine Neigung trieb, und eine empfängliche Theilnehmerin um sich zu haben, die dankbar anerkannte, daß es ihr nach und nach gelingen würde, auch in wissenschaftlichen Dingen, die ihr bis jetzt ganz fremd gewesen, die Ausbeute seiner Anstrengungen zu theilen.“
Erinnerungen. In: Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hg. von Abraham Voß, Bd. 2. Halberstadt 1830, S. 34
Literatur
Dagny Stemper: Das Leben der schleswig-holsteinischen Schriftstellerin Ernestine Voß (1756-1834). Eine Analyse zu Biographie und Werk auf der Grundlage ihres autographischen Nachlasses. Frankfurt am Main [u. a.]: Lang 2006
Axel E. Walter: Ernestine Voß. Eine Dichterfrau und Schriftstellerin der Spätaufklärung. Mit einer Edition ausgewählter Schriften. Eutin: Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft 2016